Abschied von Hannes Schmidl

Nachstehend der leicht adaptierte Text meiner gestrigen Abschiedsrede für meinen lieben Freund Hannes Schmidl am Wiener Zentralfriedhof. Diese Zeilen sind auch im >>> Kondolenzbuch der Bestattung Wien zu finden.

Hannes

„Vor ca 30 Jahren…

habe ich Rahmen der JG einen jungen Mann kennengelernt, der den Schalk in den Augen hatte, gscheit und witzig und damals schon ziemlich gelassen war.

Vor ca 25 Jahren:

Begegnung im Wiener Gesundheitswesen, wir haben zusammengearbeitet, sind auch einige Zeit zusammen in meinem Zimmer gesessen. Damals habe ich Hannes immenses Fachwissen kennen und schätzen gelernt, sowie seine ruhige bescheidene Art und seine Konsensbereitschaft bzw kreative Lösungskompetenz. Was sich damals auch schon zeigte, war sein unglaubliches Gspür für Machbarkeiten und Entwicklungen.

Vor ca 22 Jahren:

Ich stand im Zuge einer Trennung vor der Situation in ein paar Tagen die vormals eheliche Wohnung verlassen zu müssen. Innerhalb von wenigen Minuten sagte Hannes: „dann ziehst zu mir“. Wir wohnten dann drei Monate zusammen. Es war eine schöne Zeit mit

– gut reden (Politik, grundsätzliche Fragen des Lebens und persönliches)

– guter Musik

– gut essen, gut trinken…..

Da hab ich den Philosophen Hannes und den Menschen Hannes kennengelernt. Aber ich habe auch erst damals realisiert in welcher gesundheitlichen Lage Hannes war. Hannes hat das ja nie vor sich hergetragen, und viele in seiner Umgebung hatten keine Ahnung davon.Die ewigen Schmerzen, die Bedrohtheit des Lebens, zuviel Spital und da keine Kleinigkeiten…..

Neben Witz, Konsensbereitschaft (diese Zuschreibungen ziehen sich durchs Kondolenzbuch) war er ein kluger und strategischer Kopf. Ein Mensch der tiefe Spuren bei seinen Mitmenschen und in der Gesundheitspolitik, vor allem im Bereich Gesundheitsförderung hinterlassen hat.

Aber vor allem:

Er hat sich nicht unterkriegen lassen und hat trotz Lebensbedrohung, Schmerzen und notwendiger medizinischer Akutinterventionen ein lustvolles, spannendes, Interessantes Leben geführt.

Von Viktor Frankl stammt die Idee von einer „letzten Freiheit des Menschen“ die in jedweder Entscheidungssituation bleibt – eine Freiheit, die Frankl auch die Nazischergen im Lager nicht wegnehmen konnten. Die „letzte menschliche Freiheit, sich zu den gegebenen Verhältnissen so oder so einzustellen“. Das hat Hannes gelebt. So wird er uns in Erinnerung bleiben. Und für uns alle – ich hoffe besonders für seine Kinder Fanny und Niki – ein Halt und ein Vorbild sein.

Ich bin dankbar für die Zeit die ich mit Dir verbringen durfte.“

>>> Parte auf https://schindlers.at/2009/08/08/hannes-schmidl-1950-2009/

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