Standplatzpolitik ist Verkehrspolitik

taxi

Ich bin ja nicht erst seit dem ich schwer gehbehindert bin ein häufiger Benutzer von Taxis. Den Verkauf meines letzten Autos – das muss auch schon bald 25 Jahre hersein :-0 – hab ich nie bereut. Carsharing nutze ich, brauche es aber viel seltener als ich dachte. U-Bahn, Autobus, zunehmend wieder mehr Strassenbahn (kurze Fusswege, was zum rausglotzen ;-), aber leider oft noch hohe Stufen) und Bahn sowie früher und bald wieder leidenschaftlich das Fahrrad, alle auch bei Alltagswegen dafür umso öfter und lieber.

flexibler Kombiverkehr in der Stadt:

Das hat vorwiegend bequemlichkeits- aber auch ideologische Gründe. Ich halte es nach wie vor für groben Unfug wenn ein Mensch das 10 – 20 fache seines Körpergewichtes umschnallt (mit entsprechendem Raumverbrauch) um sich fortzuwegen. Intelligente Verkehrslösungen schauen für mich anders aus. Nun war und bin ich auch kein Purist und schätze durchaus Bequemlichkeit. Eine – von vielen – Möglichkeiten im Stadtverkehr rasch und kostengünstig voranzukommen ist die Kombination Öffentliche Verkehrsmittel und Taxi. Grosse Strecken quer durch die Stadt mit der U-Bahn (meist schneller als mit Auto) oder mit den neuen Durchstichlinien 1 oder 2, und die restlichen paar km mit dem Taxi. So mache ich das z.B. bei einem regelmässigen Weg auf den Wilhelminenberg. Mit der U 3 bis Endstation Ottakring und den restlichen kurzen Weg auf den Berg mit dem Taxi (4,50€  bis 8€; Erklärung für die grosse Differenz folgt). Zurück zuckle ich im übrigen mit dem 2er, schau bequem beim Fenster raus (manchmal Musik oder eine alte Ö1 Sendung hörend) durch die Stadt fast bis ganz nach Hause. Dauert auch nicht viel länger.

NetzplanUBahnPlan U-Bahn und S bahn in Wien von Horst Prillinger

Taxistandplätze an den U Bahn Endstationen:

Nun würde ich mir erwarten, dass mehr Leute so denken und damit korrespondierend an jeder Endstelle (und grossen bzw Umsteigrelationen) von U Bahn oder S Bahn direkt vor der Tür ein Taxistandplatz ist. Sie haben es schon erraten, dem ist – nicht nur in Ottakring – nicht so. Nachdem ich bei Dingen die ich für wichtig halte mich mit solchen Tatsachen nicht gerne zufrieden gebe, bin ich dem etwas nachgegangen.

Es gab einmal einen Taxistandplatz an der U 3 Ottakring (direkt unter der Brücke). Lt. übereinstimmenden Aussagen von mehreren TaxilenkerInnen, der Innung und der Funkzentrale: „Der ist nicht gegangen“. Da stimmt doch was nicht. Ich kann nur vermuten, dass der Standplatz schlecht ausgeschildert, schwer zu finden und noch nicht bekannt war. Aber es sagt wahrscheinlich auch was über das Nutzungsverhalten von Verkehrsmitteln in Wien aus. Das gibts doch gerade an der Station nicht, dass da nicht viele Menschen (auch mit schweren Taschen) ankommen, für die die Kombination U Bahn /Taxi eine effiziente und kostengünstige Variante darstellt. Und auf Wien hochgerechnet ist das für mich ein Beleg, dass sich viel zu viele Menschen auch an Hand dieser Überlegung  die Frage stellen könnten, ob sie mit einem intelligenten Mix (Carsharing, Öffis, Taxi, Rad, zu Fuss..) nicht „besser fahren“ würden.

U 3 Ottakring, ein Praxisbeispiel:

An Hand meines konkreten Reisewunsches auf den Wilhelminenberg hab ich dann den nächstliegenden Taxistandplatz in der Weinheimergasse (ca 400 meter (sic!) von der U 3 im nowhereland gefunden, mir nachdem ich einmal hingehatscht bin die Standplatznummer rausgesucht, im iPhone eingespeichert und alles war gut ;-). Ich bin aus der UBahn ausgestiegen, bis zur Thaliastrasse (Ecke Weinheimergasse) vorgegangen und hab von dort das Taxi an diese Ecke bestellt.

Einschub: Warum kein Funk? Erstens weil doch deutlich teurer und zweitens ist es nicht möglich ein Taxi beim Funk zB zu Endstelle U 3 bei der Thaliastrasse zu bestellen. Ich muss eine Hausnummer oder eine Ecke wissen.

Das ging eine Zeitlang gut, bis plötzlich mehrmals das Telefon des Standplatzes kaputt war (tutututut). Dann hat mich die Geschichte langsam zu ärgern begonnen, als ich bemerkte, dass das wochenlang niemanden interessiert. Da stehen TaxilenkerInnen am Standplatz das Telefon läutet nie und es fällt ihnen nichts auf?  Auch die die ich dann drauf aufmerksam gemacht habe, sahen offenbar keine Veranlassung das weiterzugeben.

auf Erfolg angelegt?

Ich hab dann der Innung geschrieben und bin dann auf einige erstaunliche Dinge draufgek0mmen. Die Innung hat mein Mail an die Fa. Taxitel GmbH weitergeleitet die offenbar im Eigentum von 40 100 (die mittlerweile auch 60 160 übernommen haben) steht. Ob man da nicht den Bock zum Gärtner? Ist ernsthaft zu erwarten dass eine Firma die von den Funkgebühren lebt sich unheimlich reinschmeissen wird um Standplatztelefone zu erhalten – oder gar deren Bekanntheit und Erreichbarkeit zu forcieren – die ihnen Geld beim Funk wegschnappen? Das System ist auch so gemacht, dass man vermuten kann, sie wollen gar nicht dass es funktioniert. Eine Taxilenkerin hat mir erzählt, sie muss sich für das Standplatztelefon einen Schlüssel um eine jährliche Gebühr kaufen.  Das heisst auch, dass unter Umständen drei Taxis am Standplatzz stehen und keine/r der LenkerInnen hat einen Schlüssel zum Telefon. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie sehen das Telefon läutet und keiner geht hin :-o.

Das Telefon hat dann in der Woche drauf am Standplatz auch geläutet, hurra es ging auch wer hin, aber der/die LenkerIn hat mich nicht gehört.Worauf ich wieder geschrieben habe, es wurde wieder weitergeleitet, seither hab ich nicht mehr probiert……

Wegen meiner Frage warum der Standplatz nicht bei der U Bahn Endstelle angesiedelt ist, hat mir die Innung geschrieben, sie werde mit der Bezirksvorstehung Ottakring Kontakt aufnehmen.

Das mag jetzt alles nach normaler täglicher Bürokratie klingen, und es gibt viele Möglichkeiten ökologisch nachhaltige Verkehrspolitik zu betreiben. Manchmal erkennt man politischen Willen auch an Massnahmen die nichts kosten.  Taxiinnung und die Stadtpolitik wären gut beraten sich auch an Hand kleiner Massnahmen wie dieser ein offensives Konzept zur Förderung eines solchen Mischverkehrs Öffis – Taxis auszudenken, und auch mit entsprechenden Massnahmen zu forcieren.

qando

Nutzung Smartphones (iPhone) zum anrufen beim nächsten Standplatz:

Dass die Innovation in diesem Bereich noch nicht wirklich  zu Hause ist, fällt mir dann an Hand der Nutzung meines iPhone ein. Ich glaub es gibt derzeit schon 50 000 Applicationen im Apple Store. Eine Stärke des iPhone und eine Chance für viele sinnvolle Dienste ist das eingebaute GPS und damit die Möglichkeit seinen eigenen Standort zu bestimmen . Das nutzen viele Programme. Ich kann meinen Weg vom „aktuellen Ort“ zu Fuss, mit dem Auto und mit Öffis sehr rasch und einfach planen (Maps auf Basis der Daten von Google Maps), mit dem Programm „arround me“ find ich die nächste Apotheke, Bankfiliale, Bar, Restaurant, Qype Radar (die mobile Version der neuen „Mucha“) zeigt mir Geschäfte, Restaurants in der Region mit Kundenbewertung, PowerSearch den nächsten Bankomaten, lei`wand das nächste Kino. Die Wiener Linien haben mittlerweile auch eine sinnvolle wenn auch ausbaubare fahrplanabfrage beauftragt. Warum gibt`s das nicht für den nächsten Taxistandplatz? Offenbar kümmert sich die Innung nicht drum, dass die Daten (Adressen und Telefonnummern) in den entsprechenden Datenbanken aufscheinen.

meine Übergangslösung:

Ich hab jetzt einmal eine Standplatzliste (Basis: Internettaxi.at) für Wien überarbeitet. Vor allem vor die Telefonnummer die Vorwahl „+431“ dazugeschrieben und die Ziffern zusammengerückt, damit die Nummer durch anklicken den Befehl zum Wählen öffnet. Die hab ich jetzt als Datei in meinem iPhone abgelegt (Programm AirShare) such den nächsten Standplatz und drücke auf die Nummer. Ich hab sie auch „hier“ zum ansurfen gepostet.  Aber bequem in Relation zu den Möglichkeiten ist anders. Vielleicht schreibt ja doch jemand eine Application oder besser integriert die Daten in „Arround me“ oder Powersearch.

Hier noch meine selbergestrickte Offline Variante mit der Datei zum ablegen am iPhone:

>>> Standplatzliste

p.s. . Jetzt muss ich einmal ein Lob auf unsere Taxilenker mit Migrationshintergrund aussprechen. So viele nette, angenehme, tw. auch gscheite Menschen wie man da trifft ist sehr angenehm. Und – leider oft im Gegensatz zu grantigen WienerInnen – wahnsinnig hilfsbereit. Mir mit meinen zwei Krücken wird praktisch immer Hilfe beim Ein- und Aussteigen angeboten, oft wird mir auch noch herzlichst alles Gute gewunschen. Dies auch deshalb weil mir das übliche ausländerfeindliche Gesudere auch in Form des „Witzes“ „Du sagen, ich fahren“ schwer am Keks geht. Das ist auch der Grund warum ich noch immer 60 1 60 fahre, weil die bei mehreren Tests des Falter die einzigen waren, die nicht bereiten waren einen Wusch nach einem „Inländer“Taxi zu erfüllen. Mittlerweile gibts ja auch im Funk praktisch oder fast ein Monopol und ich weiss auch nicht ob das noch stimmt.

https://schindlers.at/2009/06/19/liste-taxistandpatze-in-wien/

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2 Antworten zu Standplatzpolitik ist Verkehrspolitik

  1. Pingback: Liste Taxistandpätze in Wien : manfred schindler

  2. Sg. Herr Schindler!

    Es tut mir leid das Sie Probleme mit den Standplatztelefonen haben. Aber die Betreiber, wie Sie ja korrekterweise geschrieben haben, betreiben auch die größte Taxifunkzentrale in Wien! Leider sind uns – den Taxler und Unternehmern – diese Probleme nicht fremd! Aber wir haben da keine Chance!
    Kann nur hoffen das Kunden wie Sie auch die Innung zu einem Umdenlen veranlassen. Große Hoffnung habe ich da allerdings nicht! Vor allem weil hier nichts dagegen unternommen wird!
    Hoffe Sie bleiben tran und dem Taxi auch weiterhin gewogen.
    Schönen Tag!
    MfG.,
    Michael Ranftl

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