Jetzt hab ich mich auch für Car2Go angemeldet. Trotz inhaltlicher Bedenken.
Der Reihe nach: Ich weiß gar nicht mehr genau, seit wann ich kein eigenes Auto besitze und Carsharing nutze. Aber mehr als 25 (27, 28?) Jahre ist es schon her. Carsharing.at war damals noch nicht einmal Denzeldrive, sondern hieß „Auto teilen“ und war ein Projekt der Grünen, das seinen Anfang in Graz hatte.
Mit Carsharing war und bin ich auch sehr zufrieden, auch wenn ich es weit weniger nutze, wie des öfteren auch hier bereits berichtet. Ich habe mich an andere Formen der Fortbewegung gewöhnt, früher viel zu Fuß gehen, Radeln und Zug fahren, heute mehr das Liegerad und ab und an Taxi und Bahn. Aber ab und zu (3-4/Jahr) brauche auch ich ein Auto, bzw ist es dann die bequemere und/oder günstigere Variante der Fortbewegung. Carsharing trägt in der Praxis dazu bei, dass ich kein eigenes Auto brauche. Die Berechnungen, dass ein Carsharing Auto 7-8 Privatautos ersetzt, stimmen auf Basis meiner Erfahrungen – auch im weiteren Bekanntenkreis – jedenfalls. So soll es auch sein.
Und hier setzen meine Bedenken gegenüber der Car2go Euphorie ein. Das Projekt, das es in wenigen Monaten zu mehr Bekanntheit als die alten Carsharing Modelle geschafft hat, funktioniert ganz anders als das traditionelle Carsharing. Während beim alten Modell die Autos (ganz verschiedene Modelle, auch zb Transporter) einen fixen Standplatz haben (und auch dort wieder abgegeben werden müssen), nehme ich mir nach kurzfristiger Reservierung quasi im vorbeigehen den Smart, fahre an mein Ziel, im Regelfall innerhalb des Geschäftsgebietes, dh in Wien in den Innenbezirken und den inneren Teilen der meisten Außenbezirke. Innert dieses Gebietes lasse ich den kleinen Smart stehen, und der/die Nächste kann ihn sich sofort nehmen und weiterfahren.
Das ist alles wahnsinnig bequem. Ich hab nur die Befürchtung, dass genau das bequeme und – durch die gute Auslastung, wegen der einfachen Wege – günstige Angebot genau dazu führt, dass Wege, die ansonsten mit Rad, Öffis, zu Fuß gemacht worden wären, nunmehr wieder mit dem Auto absolviert werden. Man sieht auch viele der fast 500 Smarts in den inneren Bezirken (also dort wo eine exzellente Infrastrukturausstattung mit öffentlichen Verkehrsmitteln und City Bikes vorhanden ist) fahren, bzw auf der Onlinekarte oder App stehen.
Die Hoffnung die ich habe ist, dass die Mehrfahrten durch Menschen die angesichts dieser wirklich nicht zu verleugnenden Möglichkeiten von alternativer Fortbewegung auf den Besitz ihres Autos verzichten, mehr als ausgeglichen werden. Schließlich steht ein Auto im Schnitt 23h Tag, und die vielen stehenden sind ein Gutteil des Verkehrsproblemes in Wien. Womit ich wieder beim Titel dieses Beitrages wäre….
Ursachenforschung bei Verkehrsunfällen
Vater und Tochter auf Schutzweg angefahren – wien.ORF.at.
In letzter Zeit verstärkt sich mein Eindruck, dass das KfV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) ein wenig die Bodenhaftung verliert. Wie schon bei den RadfahrerInnen. Dort wird aus mehr verletzten und getöteten RadlerInnen plötzlich eine Kampagne gegen Raser (wohlgemerkt nicht die AutofahrerInnen, sondern die Radfahrer sind damit gemeint). Dabei ist wohlbekannt, dass die Radler bei Kollisionen die Opfer sind und die meisten schwerverletzten oder getöteten RadfahrerInnen zur Altersgruppe über 60 Jahre, bzw sogar über 70 gehören. Das typische Unfallopfer am Rad wurde von einem Lkw, Lieferwagen, SUV.. z.b. beim abbiegen niedergemäht.
Im aktuellen Beispiel:
Wieder einmal sind die FussgängerInnen selbst schuld, wenn sie niedergefahren wurden. Nicht über überhöhte Geschwindigkeit, handytelefonieren am Steuer, Unachtsamkeit wird seitens des KFV und des ORF diskutiert, sondern, dass FussgängerInnen auffallendere Kleidung tragen sollen. Kommt jetzt die Verpflichtung zum Tragen von Warnwesten oder Ganzkörperairbags?
Wer es schon vergessen hat. In der Fahrschule haben wir gelernt, dass auf Sicht (bzw halbe Sicht oder Gefahrensicht) gefahren werden muss, und zwar prinzipiell und immer.