Haft für Lebensretter?

Elias Bierdel ist ein Held. Landet er trotzdem im Gefängnis? Es sieht so aus, als ob die italienische Justiz ein Exempel statuieren möchte. Der Staatsanwalt fordert 4 Jahre unbedingte Haft und 400 000€ Geldstrafe.

Bierdel – Ex ARD Reporter und Leiter des Komitees Cap Anamur und verantwortlich für Rettungsaktionen für in Seenot geratene Flüchtlinge mittels eines gleichnamigem Hilfsschiffes – wird „Beihilfe zur illegalen Einreise“, also Schlepperei vorgeworfen. Er hat gemeinsam mit Kapitän Schmidt am 20. Juni 2004 37 Menschen aus einem Schlauchboot auf das Hilfsschiff Cap Anamur gerettet. Dieses Schiff – und Elias Bierdel selbst – war schon in den achtziger Jahren an der Rettung von mehr als 10 000 vietnamesischen Boat People beteiligt. 2004 hat Bierdel für die Rettung der afrikanischen „Boat People“ aus ihrer Seenot noch den „Georg Elsner“ Preis von Wolfgang Thierse überreicht bekommen.

Wie bedeutsam diese Frage ist, ist daran ersichtlich, dass angenommen wird, dass jedes Jahr tausende Menschen die aus Afrika am Seeweg flüchten, im Mittelmeer ertrinken. Allein die Ertrunkenen über die in Medien berichtet wird sind je nach Quelle um die 1000/Jahr. Von wievielen Toten nie jemand was erfährt, ist gut vorstellbar. Am Strand von griechischen Inseln wie Samos werden nicht nur immer wieder Fetzen von Schlauchbooten am Strand gefunden, es werden auch viele namenlose Leichen am Dorffriedhof (oder daneben, wenn der Pfarrer Einspruch erhebt) begraben.

Worum es bei diesem Prozess offenbar auch geht? Um die Fischer, die gefährdete Menschen aus den Wellen retteten und jetzt auch im Gefängnis sitzen. Reedereien weisen ihre Besatzungen heute schon darauf hin Schlauchboote „lieber zu übersehen“. Sie handeln sich auch nur Schwierigkeiten – und wenn der Prozess gegen Bierdel Schule macht – auch Gefängnis ein. Von Kreuzfahrtschiffen die Schlauchbooten begegnet sind und Menschen gerettet haben hat noch niemand gehört. Die müssen ja auch dringend das Landprogramm am nächsten Tag schaffen.

Letztlich wurde/wird ein Klima geschaffen, in dem die Rettung von Menschenleben nicht mehr als Heldentat gesehen, sondern als Verbrechen dargestellt wird.

Das öffentliche Klima ist leider – wie in  Fragen von Gerechtigkeit, Armut, Elend Migration generell – ein solches, dass diese Fragen leider viel weniger zum Thema der öffentlichen Dieskussion werden, als wenn ein Migrant im Supermarkt etwas stiehlt.

Nähere Informationen:

„Der Wellenstreiter“ von Edith Meinhart im heutigen Profil und im Profil Audio:
http://is.gd/AFAF

Bericht auf SOS Mitmensch:

http://www.sosmitmensch.at/stories/2364/

Morgen Montag informiert Elias Bierdel die Öffentlichkeit über das Geschehen:

Mo, 18. Mai 2009. Beginn: 19:30 Uhr.
Ort: Albert Schweitzer Haus, Schwarzspanierstraße 13, 1090 Wien.
Moderation: Corinna Milborn

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