Kernkraft – Murphys Law gilt auch hier

Atomkraft nein danke mit Faust*) Anmerkung zur Sonne siehe unten

Ich kann mich nicht erinnern, wann mich zuletzt ein Ereignis auf der Welt so betroffen, hilflos und wütend gemacht hat wie die Probleme in den Kernkraftwerken in Japan nach dem schrecklichen Beben und Tsunami, dessen Folgen noch immer nicht abschätzbar sind….. Mein Mitgefühl ist bei den Menschen in Japan, die die Lage und die Gefahren in bewundernswerter Ruhe und Gelassenheit ertragen.

Gleichzeitig beschäftigen mich die langfristigen Probleme und Mechanismen.

Für eine abschliessende Position ist es natürlich viel zu früh, daher hier und heute nur ein paar Gedankensplitter, aufgelesenes und Lesehinweise:

Sollte auch öfter bedacht werden….

Murphys Gesetz (heißt in der bekannten Form):

„Alles, was schiefgehen kann, wird auch (irgendwann) schiefgehen.“ („Whatever can go wrong, will go wrong.“ )

In rechtlichen Begriffen ist das was die Atomlobby und ihre UnterstützerInnen schon seit Jahrzehnten betreiben nur mit den Worten „grob fahrlässig“ (wenn man nicht von Vorsatz ausgeht) zu beschreiben. Ich bin ja eher ein Verfechter von nicht allzu viel Ängstlichkeit („zu Tode gefürchtet ist auch gestorben“), aber wenn es um das Leben tausender bis millionen Menschen und um Schäden (und Kosten) die auch die nachfolgenden Generationen treffen, dann ist die Einstellung „wird schon nix schiefgehen“ a wengerl zweng. Ich hab heute noch den Satz eines Kabarettisten (wer weiss noch, wer es war?) beim Marsch von Tulln nach Zwentendorf 1978 in der grossen Hitze im Kopf:

„stellen Sie sich vor, wir müssten heute Dinge mit dem Bundesheer und der Polizei bewachen, die Karl der Große erbaut hat“

 

Nach Tschernobyl war es noch einfach.

Franz – Josef Strauß sprach noch von der „kommunistischen Reaktorkatastrophe“ (zit. nach Beck, a.u.a.).

„Kernkraftwerke, nicht nur in Japan, sondern weltweit, funktionieren nur unter der Prämisse, dass diejenigen, die davon den Nutzen und den Gewinn haben, für etwaige katastrophale Folgen nicht einstehen müssen, weil diese Folgen zu groß sind. Statistisch gesehen mögen diese Katastrophen nur extrem selten eintreten, aber wenn sie eintreten, sind die Konsequenzen so verheerend, dass nicht nur ganze Länder oder Kontinente betroffen sind, sondern auch künftige Generationen.“ (Liessmann s.u.)

Hinzuzufügen ist hier noch, dass selbst ohne großen Störfall die Kosten jedenfalls mit der – bis heute nicht gelösten Endlagerfrage – berechnet werden müssten.

Offizielles Statement der Regierung (lt Standard):

(Zocker argumentieren im Casino auch so……):

„Ein Beben der Stärke 8 ist offiziell niemals durchgerechnet worden. Offiziell, weil solche Beben in Tokio laut Statistik nur alle 200 bis 300 Jahre vorkommen. Und das letzte große Beben ist ja erst 90 Jahre her….“

 

Ulrich Beck zum Risiko:

„Risiken sind eben keine Gegenstände, keine Objekte, die wir anfassen, riechen und schmecken können. Risiken sind mit wissenschaftlichen Mitteln kulturell geprägte soziale Konstruktionen. Bei Risiken, wie denen der Kernindustrie, haben wir es mit einem neuen Typus von Risiko zu tun. Hier darf nichts schief gehen. Hier darf es auf keinen Fall zur Katastrophe kommen. Wir müssen also auf jeden Fall vorbereitet sein. Das ist aber nicht möglich. Das wissen wir. Es passieren fortwährend Ereignisse, die wir nicht vorausgesehen haben. Mal im Guten wie der Fall der Berliner Mauer, das Ende des Kommunismus. Mal im Bösen wie die Terroranschläge vom 11. September 2001.“ (Frankfurter Rundschau s.u.)

 

zum Nachlesen empfohlen:

Energiehunger der Welt hat fast pathologische Züge“ – Welt – derStandard.at › Wissenschaft. Iterview mit Konrad Paul Liessmann

Kernenergie ein Weltexperiment“ – Gastkommentar von Ulrich Beck Frankfurter Rundschau

 

*) Anmerkung zur Sonne mit Faust:

dieses Anti AKW Pickerl wurde in der Auseinandersetzung um den Bau des (einzig sicheren, weil nie in Betrieb gegangenen) österreichischen Kernkraftwerks in Zwentendorf (in Niederösterreich) von den „Sozialisten gegen AKW“ und den „Gewerkschaftern gegen AKW“ verwendet.

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2 Antworten zu Kernkraft – Murphys Law gilt auch hier

  1. Pedro sagt:

    So tragisch diese 3-fach-Katastrophe ist, so nachdenklich sie uns stimmt, so konsequent notwendige Veränderungen sind, so stimmig die Jahrzehnte dauernde Skepsis und Kritik sind… Murphys banale -weil pseudo’vernünftig‘- „Gesetzlichkeit“ dafür zu bemühen, sehe ich nur als ‚malmot‘ u. unnötige ‚Re-Animation‘ – im konkreten Fall: es war wissenschaftliche, politische, technische, kriminelle Fahrlässigkeit bis Ignoranz, die zum Natur- das Technikfiasko addierte.

  2. Dagmar sagt:

    hmm – also „banal“ find ichs nicht. Wurde auch sicher nicht aus versehen 2003 mit einem Nobelpreis geschmückt.
    Es ist nur noch weiter:
    Wenn etwas schiefgehen kann, dann geht es schief.
    Wenn etwas auf verschiedene Arten schiefgehen kann, dann geht es immer auf die Art schief, die am meisten Schaden verursacht.
    Hat man alle Möglichkeiten ausgeschlossen, bei denen etwas schiefgehen kann, eröffnet sich sofort eine neue Möglichkeit.
    Die Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmtes Ereignis eintritt, ist umgekehrt proportional zu seiner Erwünschtheit.
    Früher oder später wird die schlimmstmögliche Verkettung von Umständen eintreten.
    Wenn etwas zu gut erscheint, um wahr zu sein, ist es das wahrscheinlich auch.
    Wenn etwas nicht schiefgegangen zu sein scheint, dann wurde der Fehler lediglich noch nicht entdeckt, wodurch alles nur noch schlimmer wird.
    Geht etwas nicht schief, so tritt sofort Regel 1 in Kraft.
    (und das ist nicht ironisch gemeint)

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